Vor einem Jahr wurde der Wasserverband „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ gegründet. Die Gemeinde Radfeld wehrt sich weiterhin gegen den Beitritt. LH-Stv. Josef Geisler sieht das Hochwasserschutzprojekt ausgereift.

Mit den Gemeinden Breitenbach, Brixlegg, Kramsach, Kundl, Rattenberg und Wörgl sowie den Infrastrukturträgern traten bereits vor einem Jahr zehn Mitglieder dem Wasserverband freiwillig bei. Die operative Arbeit für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal kann jedoch erst aufgenommen werden, wenn der Wasserverband und die Beiziehung der Gemeinde Radfeld von der Wasserrechtsbehörde per Bescheid anerkannt und die Statuten genehmigt sind. Gegen den Beschluss, Radfeld verpflichtend am Wasserverband zu beteiligen, will Bgm. Josef Auer „alle Instanzen ausnützen“. „Sechs von sieben Gemeinden sind dem Wasserverband beigetreten. Nur die Gemeinde Radfeld sträubt sich und verhindert, dass der Wasserverband die Detailplanung für den Hochwasserschutz von 2.220 Häusern und ihren Bewohnern in Auftrag geben kann“, erklärt LH-Stv. Josef Geisler.

Radfeld wehrt sich
Die Gemeinde Radfeld hat ihren freiwilligen Beitritt an Änderungen der Statuten geknüpft. „Radfeld ist grundsätzlich bereit, dem Wasserverband beizutreten, aber unter bestimmten Bedingungen. Wir haben uns bemüht, die Punkte objektiv abzuarbeiten, aber über Fakten wird völlig hinweggesehen“, ärgert sich Bgm. Josef Auer. Konkret geht es um die 144 Hektar an Retentionsflächen, die Radfeld zur Verfügung stellen soll. „Wenn wir ab Maukenbach unsere Felder zur Verfügung stellen, sind es 60 Hektar und damit immer noch doppelt so viel wie Kundl. Das müssen alle erkennen“, poltert Auer. Weiters stelle die Grundwassersituation ein Problem dar, dies gelte jedoch für alle direkt am Inn liegenden Gemeinden. „Es ist richtig, dass Radfeld mit dem Retentionsraum wie auch andere Gemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Hochwasserschutz leistet. Radfeld profitiert aber auch. 170 Hektar werden allein in Radfeld vor Hochwasser geschützt“, entgegnet Geisler.

Alternativen gefordert
Der Radfelder Bürgermeister pocht auf ein Versprechen von LH-Stv. Josef Geisler, dass Alternativprüfungen durchgeführt werden. „Es muss zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es nur so geht“, erklärt Auer. Eine Lösung sieht Auer in der Errichtung von Rückhaltebecken in den alpinen Seitentälern, die das Hochwasser am Inn vermindern könnten. In der dazu verfassten Studie von Günter Blöschl (Fazit: Durch die Alpine Retention kann nahezu keine Wirkung am Inn erreicht werden), seien viele Fragen unbeantwortet. „Das Hochwasserschutzprojekt ist ausgereift, die Möglichkeiten der Hochlagenretention umfassend geprüft. Jetzt wird es Zeit für die Umsetzung“, so Geisler.

Rechtliche Argumente
In einer Stellungnahme der Gemeinde Radfeld wird die Zulässigkeit des Zwangsbeitrittes in Frage gestellt. Unter anderem gebe es einen Verstoß gegen das Wasserrechtsgesetz, auch formelle Mängel (Vertretungsbefugnis der Infrastrukturträger bei Gründungsversammlung, Zwangsbeitritt in Satzung sei nicht vorgesehen, uvm.) stehen im Raum. Dazu sieht Radfeld eine Befangenheit der Behörde und des Amtssachverständigen. „Radfeld wird alle Instanzen ausnützen. Ich sehe große Chancen, dass wir was erreichen“, gibt sich Auer kämpferisch.

Auch Grundbesitzer wehren sich
44 Radfelder Landwirte bzw. Grundbesitzer der geplanten Retentionsflächen haben sich zu einer Wassergenossenschaft zusammengeschlossen. „Wir wollen unsere Flächen für den Retentionsraum nicht hergeben, solange es andere Möglichkeiten gibt, einen sinnvollen Hochwasserschutz für das Unterinntal zusammenzubringen“, erklärt der Obmann der Wassergenossenschaft Radfeld-Kundl, GR Anton Wiener.  Der Radfelder Ortsbauernobmann sieht wie die Gemeinde viel Potential in der Alpinen Retention. „Wir stellen die Flächen nicht so zur Verfügung, wie sie es wollen. Aber wir leisten unseren Beitrag - und dieser geht von Maukenbauch abwärts. Wir wehren uns, wahrscheinlich noch länger wie die Gemeinde. Nach der letzten Instanz sind wir Grundbesitzer“, ergänzt Wiener. Um das Geld gehe es nicht: „Uns Bauern geht es um unsere Flächen, worauf wir gesunde Lebensmittel produzieren wollen, auch weiterhin für die nächsten Generationen.“

Bgm. Josef Auer und GR Anton Wiener (re.) wehren sich gegen die geplanten 144 Hektar an Retentionsflächen in Radfeld