In Wörgl-Riederberg ist die Errichtung der Bodenaushubdeponie Pinnersdorf geplant. Die Bruckhäusler Bürgerinitiative LA21 meldet Bedenken an.

Die Firma Strabag hat beim Land Tirol die Errichtung einer Bodenaushubdeponie auf einer Fläche von 5,5 Hektar bei der stillgelegten Schottergrube Edenstrasser beantragt. Die Gesamtkubatur ist mit 1.020.000 m3 angesetzt, die Laufzeit beträgt 20 Jahre.

Vom Tisch gewischt
Im Zuge des Bewilligungsverfahrens befasste sich die Bürgerinitiative „LA 21 Bruckhäusl aktiv“ eingehend mit der geplanten Deponie und verfasste Bedenken und Einwände in einem Schreiben an die Stadtgemeinde Wörgl. „... aber diese sind alle vom Tisch gewischt worden“, ärgert sich LA21-Obmann Thomas Gasteiger. Auch dem Anrainer und Biobauern DI Joachim Astl ist die geplante Deponie ein Dorn im Auge: „Die Bruckhäusler sind aus der Vergangenheit geschädigt. Wir haben jahrzehntelang mit der Mülldeponie mit einer unerträglichen Geruchsbelastung Schwierigkeiten gehabt. Jetzt ist es wieder so, dass zwei Benefizierte auf Kosten des Ortsteiles etwas entwickeln wollen und wir die Leittragenden sind. Man hat das Gefühl, dass alles was die Wörgler nicht brauchen, nach Bruckhäusl geschickt wird.“

Zahlreiche Kritikpunkte
Die Bürgerinitiative sieht die Sicherheit und die Lebensqualität der Bevölkerung durch die geplante Deponie beeinträchtigt. Befürchtet wird eine Belastung der zahlreichen Quellen unterhalb der Deponie, weiters steht aufgrund des angrenzenden Wildbaches und der geplanten Schutthöhe von 55 Metern bei einem Unwetter eine Gefährdung durch ein mögliches Hochwasser im Raum. Dazu kommt die Verkehrs-, Schadstoff- und Lärmbelastung sowie die Beeinträchtigung der Sicherheit im Kreuzungsbereich beim Biohof Pinnersdorf aufgrund der Mehrbelastung durch den Schwerverkehr. „Für die Grundbelastung der Luftschadstoffe wird die Messtelle an der Stelzhamerstraße in Wörgl in über fünf Kilometer Entfernung herangezogen. Das ist eine Frechheit. Wir fordern eine Messung direkt an der Kreuzung (Anm. Kreuzungsbereich Gemeindestraße/Zufahrt Umfahrungsstraße)“, so Gasteiger.

Einspruchsfrist endet am 15. März
Die Bürgerinitiative forderte in einem Schreiben die Stadtgemeinde Wörgl auf, bis zum Ende der Frist am kommenden Freitag, 15. März, den Bescheid zu beeinspruchen und Verbesserungen für die Bevölkerung zu erzielen. „Dass unsere Bedenken durch Rechtsgutachten einfach weggewischt wurden, finden wir nicht in Ordnung“, poltert Gasteiger.
Auf Wunsch des Ortsausschusses Bruckhäusl wird die Stadt Wörgl nun Einspruch gegen den Bescheid einlegen: „Er ist bereits vorbereitet und von mir unterschrieben“, so Bgm. Hedi Wechner. Folgende Punkte werden einbezogen: Gewässerschutz: Beweissicherung für die Trinkwasserquellen Pinnersdorf
(keine Beeinflussung durch geplante Deponie); Tagesspitzenbelastung durch LKW- Fahrten: 50 Zu- und Abfahrten/Tag, statt 100; Für vom Projekt ausgehende Emissionen müssen auch die öffentlichen Verkehrsflächen berücksichtigt werden – Auswirkung der Zusatzbelastungen; Haftungserklärung des Betreibers auch für Schadensereignisse außerhalb des Projektgegenstandes (verschuldensunabhängige Haftpflicht).
Die Stadtchefin sieht die Erfolgschancen des Einspruches eher mäßig, will aber nichts unversucht lassen, die Sicherheit für die Bruckhäusler Bevölkerung zu erhöhen.

„Drüberfahren muss ein Ende haben“
Der Landtagsabgeordnete der Liste Fritz.Tirol, Markus Sint, fordert eine Nachdenkpause bei Genehmigungen für Bodenaushubdeponien, bis die Gemeinden mehr Mitsprache haben: „Ob kleinere oder riesige Deponien, das Drüberfahren über Bürger und Gemeinden ist einzubremsen. Diese Bodenaushubdeponie soll über eine Million Kubikmeter Fassungsvolumen haben, das sind mehrere hunderttausend zusätzliche LKW-Fahrten zur Deponie hin und von der Deponie weg. Für die Bevölkerung in Wörgl bedeutet das eine gewaltige Verkehrsbelastung, eine gewaltige Lärmbelastung und eine gewaltige Staubelastung. Das ist unzumutbar“, so Sint.  Es sei nicht mehr zu akzeptieren, dass in zig Tiroler Gemeinden jedes Mal die Bürger und Anrainer auf die Barrikaden steigen müssen, weil die gesetzlichen Regelungen Bürger, Anrainer und Gemeinden mehr oder weniger ausschließen. „Wir verstehen den Unmut der Bürger und Anrainer gut, unsere Unterstützung haben sie. Die Forderung der Wörgler Anrainer nach einer verschuldensunabhängigen Versicherung durch die Betreiberfirma macht Sinn, wenn man die Geschichte der Mülldeponie Riederberg kennt, für deren Nachsorge die Tiroler Steuerzahler bis heute Millionen Euro zahlen mussten“, so Sint. Der Landtagsabgeordnete appeliert ebenfalls an die Stadt Wörgl, einen Einspruch zu erheben.

Nicht zufrieden mit dem Bescheid: Joachim Astl, LA21-Obmann Thomas Gasteiger sowie Obmann-Stv. Arno Kecht (v. l.)