Die Corona-Krise hat zu einer starken Erhöhung der Arbeitslosenzahlen im Bezirk gesorgt. Inzwischen haben sich die Zahlen wieder ein wenig erholt, doch für den Herbst kann es nochmals zu einer Verschlechterung kommen.

„Im Februar hatten wir noch eine starke Arbeitskräfte-Nachfrage, im März war dann alles anders“, fasste AMS Kufstein Geschäftsstellenleiterin Margit Exenberger die bisherigen Zahlen kurz zusammen. Mit Zuwächsen von 3746 Arbeitslosen (Gesamt 5.287) gab es mehr als doppelt soviele Arbeitssuchende als noch im Jahr zuvor. Mit den aktuellen Daten von Juni 2020 sind immer noch 3.484 Arbeitslose vorgemerkt, 105 % mehr als 2019. Dabei steht der Bezirk Kufstein in Tirol mit einer Quote von 9 % noch am Besten da (z. B. Landeck 21,3 %). Von Seiten des AMS wurde vorrangig daran gearbeitet, dass das Arbeitslosengeld so schnell wie möglich ausbezahlt werden konnte.
Neben sinkender Arbeitslosenzahlen steigt auch wieder die Zahl der offenen Stellen. Exenberger geht davon aus, dass die Zahlen über den Sommer weiter sinken werden. Dabei gilt das gleiche wie vor der Krise: Ausgebildete Arbeitskräfte finden leichter eine neue Stelle, auch fehlende Deutschkenntnisse erschweren die Suche. Aus diesem Grund setzt das AMS weitehin Schwerpunkte auf die Weiterbildung und Qualifizierung der Arbeitssuchenden.

Unsicherheit Herbst
Unsicherheit herrscht noch, wie es im Herbst weitergeht. Neben der Gefahr von neuen Ansteckungsgefahren, läuft dann auch die Kurzarbeit aus und es ist noch nicht absehbar, wieviele Firmen Personal abbauen werden. Das Kurzarbeitsmodell wurde dabei viel weniger in Anspruch genommen, als anfangs angenommen. Nach den ersten Meldungen wurden € 114 Mio. an Förderung nur für den Bezirk Kufstein budgetiert, abgerufen wurden aber „nur“ € 27 Mio.

Wirtschaftsklima stark gesunken
Als „Licht und Schatten“ bezeichnete Wirtschaftskammer Geschäftsstellenleiter MMag. Peter Wachter das aktuelle Wirtschaftsklima im Bezirk. „Kultur- und Reiseveranstalter kämpfen ums Überleben - im Tourismus kann man dagegen auf gute Auslastung verweisen.  Das kann aber schnell wieder anders sein, wenn wir irgendwo einen Coronacluster haben, alles ist sehr instabil“. Dazu kommt der Industriezweig, der zwar die Krise im Verhältnis gut überstanden hat, nun aber auf eine unsichere Auftragslage im Herbst blicken, da sie meist exportabhängig sind.
„Wichtig ist, dass die Regierung Maßnahmen gesetzt haben, damit die Firmen auch in diesen Zeiten im Herbst investieren können“, so Wachter.

Digitalisierungsschub
Wenn man etwas Positives aus der Krise ableiten kann, dann, dass inzwischen allen klar ist, wie wichtig eine fortschreitende Digitalisierung ist, so Wachter und Exenberger unisono.

Lehrlingsausbildung
Was immer noch gilt: Fachkräfte wie Köche oder Kellner sind immer noch schwer zu finden. Wachter: „Deshalb ist die Lehrlingsausbildung nach wie vor sehr wichtig“. Mit einem Lehrlingsbonus von € 2000.- wird daher jeder neue Lehrvertrag bis 31. Oktober gefördert. „Zur Zeit evaluieren wir den Bedarf an Lehrlingen. Alle, die aufgrund der Krise kurzfristig für ihre Lehrstelle eine Absage erhalten haben, sollen sich beim AMS melden, um eine Lösung zu finden.

V. l.: Peter Wachter (Wirtschaftskammer) und Margit Exenberger (AMS) informierten über die aktuelle Lage im Bezirk.