„Wenn es in der Familie Probleme gibt und Konflikte im Familienverband es unmöglich machen, Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu fördern, ist eine außerfamiliär betreute Wohnform manchmal notwendig“, betont die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrätin Gabriele Fischer bei einer Landespressekonferenz in Kufstein.

In betreuten Wohnformen werden Jugendliche individuell begleitet, sie erleben oft zum ersten Mal Kontinuität und Struktur. „Mit Turntable und baseCamp gibt es außerhalb der Landeshauptstadt, in Kufstein, eine Kriseneinrichtung samt entsprechender Folgeeinrichtung für die längerfristige Betreuung von Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf. Dieses lokale Angebot stellt Hilfe vor Ort sicher“, informiert LRin Fischer.
Das Turntable bietet seit 2013 fünf Krisen- und Übergangswohnplätze. Seit 2020 ergänzt das baseCamp das betreute Wohnangebot für Jugendliche in Kufstein, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren Familien bleiben können oder wollen.
„Gerade jetzt – in Zeiten von Corona – kann sich die Situation innerhalb der Familie verschlechtern und sich bestehende Konflikte nochmals verschärfen. Die beiden betreuten Wohnformen in Kufstein sind ein wichtiges regionales Angebot, um Eskalationen zu vermeiden und die Jugendlichen zu schützen“, weiß Bgm. Martin Krumschnabel. 2013 hat sich Vizebgm. Brigitta Klein dem Thema angenommen und mit viel Engagement andere davon überzeugt, zwei Wohnungen in Kufstein für die Kinder und Jugendlichen zu finanzieren. Für den Bürgermeister sind die Einrichtungen nicht mehr wegzudenkende Anlaufstellen in Kufstein. Die zwei von Turntable genutzten Wohnungen für Jugendliche und das Büro der baseCamp-MitarbeiterInnen in der Kufsteiner Feldgasse werden von der Gemeinde Kufstein finanziert. „Wenn wir es schaffen, dass wir die Kosten unter den Gemeinden im Bezirk aufteilen, werden sicher auch noch andere Standorte möglich“, so Krumschnabel.

baseCamp – betreutes Wohnen für Jugendliche
Seit nunmehr einem Jahr finden Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren im baseCamp einen längerfristig betreuten Wohnplatz. Derzeit verfügt das baseCamp über sechs betreute Wohnplätze, noch heuer soll die Platzanzahl ausgebaut werden.
„Für die betroffenen Jugendlichen ist ein Verbleib in der Herkunftsfamilie aufgrund von unterschiedlichsten Schwierigkeiten nicht mehr möglich“, berichtet Petra Sansone, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Mit dem „intensiv betreuten Wohnen“ richtet sich das Angebot auch an Jugendliche, die vielfach mit langjährigen und stark manifestierten Problemlagen wie Substanzmissbrauch, Gewalt, aggressives Verhalten, Delinquenz, Verschuldung oder sozialer Rückzug zu kämpfen haben. „Oft haben diese Jugendlichen bereits mehrere Unterstützungsangebote in Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe, in der Psychiatrie oder in Kriseneinrichtungen in Anspruch genommen“, skizziert Manfred Bitschnau, Fachbereichsleiter von „fleX – Beratung Begleitung Wohnen“ in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH deren Lebenssituationen. Eine Betreuung in größeren Gruppen erwies sich hier nicht als zielführend. Aus diesem Grund leben bei baseCamp die Jugendlichen jeweils in einer eigenen Wohneinheit und werden stundenweise betreut. „Dabei kommt der Beziehungsarbeit eine zentrale Bedeutung zu“, erklärt Bitschnau. Die Betreuungsinhalte orientieren sich dabei am individuellen Bedarf.

Turntable – Krisen- und Übergangswohnen
Turntable in Kufstein bietet fünf betreute Wohnplätze für Kinder bzw. Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren, die aufgrund unterschiedlicher Problemlagen Unterstützung benötigen. „Während des bis zu drei Monate langen Aufenthalts im Krisen- und Übergangswohnen werden die Heranwachsenden rund um die Uhr von einem multiprofessionellen Team unterstützt“, erläutert Bischnau.
Ergänzend dazu bietet das Turntable auch ein Beratungsangebot für Jugendliche, die (noch) keinen Wohnplatz, aber Unterstützung benötigen. Die Angebote des Turntable stehen den Kindern bzw. Jugendlichen kostenlos zur Verfügung. „Ziel ist es, Kinder und Jugendliche in Krisensituationen zu schützen, sie zu unterstützen und ihnen Halt zu geben. Dabei liegt der Fokus auch auf der größtmöglichen Einbindung der Herkunftsfamilie. Wir kooperieren zudem eng mit der Kinder- und Jugendhilfe bzw. anderen Hilfseinrichtungen. In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten werden Perspektiven erarbeitet, um eine Rückkehr in die Familie oder den Übergang in eine langfristige außerfamiliäre Betreuungsform bzw. in die Selbstständigkeit zu begleiten“, ergänzt Sansone.

V. l.: Bgm. Martin Krumschnabel, Manfred Bischnau (fleX), LR Gabriele Fischer und Petra Sansone (Tiroler Kinder und Jugend GmbH.)