Nach der Schließung der Wörgler Wasserwelten setzen sich Gabi Hausberger und Eva Dollinger weiter für eine ganzjährige Wasserfläche ein. Mit dem Team „Schwimmfreunde im Unterland“ warnen sie vor einer Generation der Nichtschwimmer.

„Jetzt fängt das dritte Jahr an ohne Schwimmfläche im Tiroler Unterland“, bringt es Hausberger bei einem Pressegespräch auf den Punkt. Geladen waren neben Bgm. Michael Riedhart (Wörgl), Bgm. Andreas Ehrenstrasser (Langkampfen) und Bgm. Sandra Madreiter Kreuzer (Angath) und den Bezirkskanditaten für die kommende Landtagswahl Astrid Mair, Birgit Obermüller und Iris Kahn auch der Langzeitpräsident des Tiroler Triathlonverbandes, Julius Skamen, sowie die Obfrau des Schwimmclubs Wörgl sowie Schriftführerin im Landesschwimmverband Tirol, Simone Aufinger.

Betrifft alle Generationen
„Wir haben 20 Jahre den Bildungsauftrag erfüllt, es gab keinen Volksschüler in der 4. Klasse im Bezirk Kufstein, der nicht schwimmen konnte. Doch jetzt haben wir einen absoluten Notstand. Es gibt Klassen im dritten Schuljahr, wo von 22 Kindern lediglich fünf Kinder schwimmen können“, warnt Hausberger. Auch GR Birgit Obermüller, Kufsteiner Volksschuldirektorin, merke bereits jetzt die fehlenden Schwimmkompetenzen bei den Kindern: „Schwimmen ist im Lehrplan verankert, es ist ein Bildungsauftrag. Und auch der gesundheitliche Aspekt ist ganz gravierend.“ Dazu hebt Obermüller den inklusiven Aspekt hervor: „Stark motorisch beeinträchtigte Kinder können sich im Wasser spüren. Diese Kinder brauchen diese Bewegungstherapie.“
Dass die fehlenden Schwimmflächen nicht nur die Kinder betreffen, sondern auch aus gesundheits- und gesellschaftlichen Gründen die Erwachsenen sowie die Senioren, darin waren sich alle einig. „Eine Schwimminfrastruktur ist auch eine präventive Gesundheitsvorsorge, die uns unter dem  Strich Millionenausgaben im Gesundheitswesen spart. Das muss man gegenüberstellen“, zeigt Kahn auf.

Vereinssterben
„Es ist Zeit zum Anpacken“, fordert auch Eva Dollinger vom TRI Team TS Wörgl. Derzeit weicht der Verein ins Innsola nach Kiefersfelden sowie ins Atoll am Achensee aus. „Wir haben mit 80 Kindern an zwei Tagen eine Bahn in Kiefersfelden, das ist für den Leistungssport zu wenig“, ergänzt Dollinger. In den Freibädern seien aufgrund der zu geringen Wassertemperaturen keine zielführenden Übungen  möglich. „Wir erleben seit der Wave-Schließung ein Vereinssterben. Im Wörgler Schwimmclub hatten wir 150 Mitglieder, jetzt sind es noch 30“, sagt Aufinger. „Wir liefern seit Jahren Begründungen - in ganz Tirol fehlen Schwimmflächen. Es reicht. Wir brauchen die Politik jetzt als Unterstützer“, poltert Skamen.

Suche nach Lösung
„Das Wave ist ein Trümmerfeld. Wir müssen Fakten schaffen und an einem Strang ziehen, es muss ein Regionalbad kommen“, so Riedhart. Der Wörgler Stadtchef führte darüber bereits Gespräche mit LH Günther Platter sowie VP-Spitzenkandidat Anton Mattle - beide hätten grundsätzlich eine Unterstützung zugesagt. Vorstellbar wäre für Riedhart eine Zusammenarbeit mit dem Land Tirol, den Tourismusverbänden sowie den Umlandgemeinden. Neben Wörgl bringt Bgm. Andreas Ehrenstrasser auch Langkampfen als möglichen Standort für ein neues Regionalbad ins Spiel. Er habe bereits Kontakt zu einigen Schwimmbadbauern aufgenommen, dazu könnten in Langkampfen Synergien mit dem neu geplanten Sportzentrum genutzt werden.
Derzeit würden 2.500 m2 an Wasserflächen fehlen. Um den Bedarf abzudecken, brauche es neben einem 50-m-Becken auch zwei 25-m-Becken. „Das können nur die Kommunen machen, idealerweise in Kombination mit der Wirtschaft.“
Im nächsten Schritt stellen Riedhart und Ehrenstrasser einen Antrag für eine Bürgermeisterkonferenz, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Auf die abschließende Frage von Hausberger, wann im Unterland mit einem neuen Schwimmbad gerechnet werden könnte, waren sich die beiden nicht einig. Für Ehrenstrasser wäre es realistisch, eine mögliche Planung in den nächsten eineinhalb Jahren abzuschließen, Riedhart geht von einer Planungszeit von drei bis vier Jahren aus.



Eva Dollinger (li.) und Gabi Hausberger wollten von Bgm. Andreas Ehrenstrasser (2. v. l.) sowie Bgm. Michael Riedhart wissen, wann die Errichtung eines neuen Regionalbades realistisch sei.