Bei der Wörgler Gemeinderatssitzung vergangenen Montag, 31. März, stand die Genehmigung vom Jahresabschluss 2024 auf der Tagesordnung. Nach langer Diskussion wurde der Antrag von Bgm. Michael Riedhart (Liste Wörgl Bewegen) mit einer knappen Mehrheit angenommen.

Der Rechnungsabschluss 2024 der Stadtgemeinde Wörgl weist ein  Minus von € 4,4 Mio.  auf (Veränderung an liquiden Mitteln). Begründet wird dieses hohe Minus von Riedhart mit der Ausfinanzierung der Begegnungszone: Diese wurde - anders als im Budget vorgesehen - um ein Jahr verschoben. „Hätte man bereits 2024 die Ausfinanzierung wie geplant vorgenommen, wäre im Finanzierungshaushalt ein Mittelzufluss in Höhe von € 3 Mio. zu verbuchen gewesen, was das Gesamtergebnis wesentlich verbessert hätte (ca. minus € 1,4 Mio.)“, steht im Antrag des Bürgermeisters.

Neues Projektteam
Lt. Riedhart wurde im vergangenen Jahr in Wörgl sehr gut gewirtschaftet: „Aufgrund von vielen Investitionen war ein deutlich höheres Minus geplant“, erklärt der Stadtchef. Dies solle allerdings nicht zum Ruhen verleiten - daher wurde bereits im Jänner ein Projektteam gegründet, um Kosten einzusparen: „Wir werden jeden Stein umdrehen und schauen, wo wir kosteneffizienter werden und Kosten reduzieren können. Es sind schon einige Themen aufgepoppt“, ergänzt Riedhart. Sämtliche Haushaltsstellen sollen vor dem nächsten Budgetbeschluss im Dezember überprüft werden.

Kritik von der Opposition
StR. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) sieht in der Jahresrechnung wenig Positives: „Diese Einschätzung, dass wir gut gewirtschaftet haben, teile ich nicht. Es ist ein riesiges Minus. Wir geben mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das wird in Zukunft nicht funktionieren.“ Besonders der Anstieg der Personalkosten ist Kovacevic ein Dorn im Auge: Eine Steigerung von € 2,6 Mio von 2023 auf 2024 könne man nicht immer mit der Indexanpassung argumentieren. „Wir müssen sofort die nötigen Schritte setzen, sonst galoppieren uns diese Personalkosten davon“, warnt Kovacevic, der auffällige Kostensteigerungen im Zentralamt kritisiert.
Auch Fraktionskollegin GR Gabi Madersbacher kritisiert das Finanzergebnis: „€ 4,4 Minus - das hatten wir auch letztes Jahr, und das hatten wir ungefähr auch im Jahr davor. Wir können so nicht weitermachen.“ Madersbacher fordert absolute Budgetdisziplin und um Zurückhaltung mit kostenintensiven Beschlüssen.

„Mut zur Hoffnung“
Lt. Riedhart stehen der Stadt Wörgl liquide Mittel von über € 6,5 Mio. zur Verfügung: „Die finanzielle Situation und die Liquiditätsreserven geben Mut zur Hoffnung“, kontert Riedhart. Trotzdem müsse man sich in den nächsten Jahren sehr genau ansehen, was sich die Stadt noch leisten und wo optimiert werden könne. Aber das betreffe alle Gemeinden in Österreich.

Keine Zustimmung
GR Patricia Kofler (Liste Wir für Wörgl) verweigert der Jahresrechnung ihre Zustimmung: „Ich kann euch raten, diesen Abschluss nicht zuzustimmen. Meiner Meinung nach ist klar, dass jeder von uns zuerst den Abschlussbericht des Überprüfungsausschusses abwarten soll“, appellierte Kofler an den Gemeinderat.
Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Liste Wir für Wörgl) stellte einige Fragen zur städtischen Holding „Wergel AG“ in den Raum - u. a. ob seit 2023/2024 ein dritter Dienstnehmer beschäftigt sei und ob es weitere interne Verrechnungen zu den Tochtergesellschaften der Wergel AG gebe. Diese und weitere Fragen (u. a. zur Wörgler Wasserwelt GmbH & Co KG) blieben in der Gemeinderatssitzung unbeantwortet. „Hier geht es um Millionen, die für uns unklar sind. Das gilt es aufzuklären, bevor man überhaupt über so einen Rechnungsabschluss abstimmen kann“, sagt Ponholzer.
Ebenfalls die Zustimmung verweigerten GR Walter Altmann (ehem. Liste Wörgl Bewegen) aufgrund „sehr vielen offenen Fragen“, sowie Ersatz-GR Gerhard Unterberger (FWL): „Für mich sind sehr viele Dinge relativ verschleiert und undurchsichtig - vor allem beim Thema Wergel AG.“
Schlussendlich wurden Budgetüberschreitungen, der Ergebnis-, Finanzierungs- und Vermögenshaushalt sowie der Jahresabschluss mit 12:8 bei einer Enthaltung mehrheitlich beschlossen.