Nach stundenlanger Diskussion im Wörgler Gemeinderat am Mittwoch, 1. Oktober, wurde der Abriss der Wörgler Wasserwelten beschlossen. Auf dem Grundstück ist jetzt u. a. ein neues Biomasseheizwerk der Stadtwerke Wörgl geplant.

Unter der Führung der damaligen Bürgermeisterin Hedi Wechner wurde – trotz einer Volksbefragung, bei der knapp 70 Prozent für den Erhalt des Wave stimmten – die Schließung durchgesetzt. Die Beteiligung an der Volksbefragung (27,11 Prozent) sei zu gering gewesen: „Es geht um sehr viel Geld. Geld das die Stadtgemeinde Wörgl im Falle einer Erhaltung flüssig machen müsste, und zwar - so wie es ausschaut - die Stadtgemeinde alleine. Die Sanierungskosten sind der Stadt ganz einfach nicht zuzumuten“, erklärte Wechner im April 2021. 

„Teilabriss“
Mit Ende des Jahres 2021 habe der Abbruch dann schon indirekt stattgefunden, wie Bgm. Michael Riedhart (Wörgl Bewegen/ÖVP) erklärte: „Die Entscheidung (Anm.: über den Abriss) ist nicht in dieser Gemeinderatsperiode getroffen worden, sondern in der vorangegangenen Periode. Es wurde alles unsachgemäß herausgerissen, wodurch eine Wiederinbetriebnahme verunmöglicht wurde.“ Dazu müsse die Stadt Wörgl für das Wave derzeit jährlich rund € 100.000 bis € 150.000,- aufbringen, um u. a. die noch laufenden Strom- und Versicherungskosten abzudecken. „Wenn wir das Wave-Areal als Stadt verwerten und zusätzliche Einnahmen lukrieren wollen, führt nichts an der Freimachung vorbei“, ergänzt Riedhart. StR. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) sieht das anders: „Wir können jetzt nicht sagen, dass das die politischen Entscheidungen von damals sind. Hätten wir damals diese Millionen vom Bädertopf bekommen, hätten wir das Wave nie schließen müssen. Es ist selbstredend, dass ich jetzt die vorhandene Substanz beim Wave nochmal neu bewerte.“

„Werte vorhanden“
Auch Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl) sieht durchaus noch vorhandene Werte – unter anderem bei Parkplatz, Zufahrt, Einfriedungen, Fundament, Bodenplatte und den Außenmauern –, die eventuell weiterverwendet werden könnten: „Und plötzlich kostet es dann nur noch einen Teil dessen, was ein Neubau kosten würde. Wenn dort ein Bad – in welcher Form auch immer – weitergeführt wird, ist unbestritten, dass große Werte vorhanden sind. Das wird jeder Bausachverständiger bestätigen. Wir haben dazu genügend Gespräche geführt“, stemmt sich Ponholzer gegen den Abriss.

Kritik auch aus eigener Fraktion
GR Hubert Werlberger (Wörgl Bewegen/ÖVP) sieht beim Wave ebenfalls noch eine vorhandene Bausubstanz – es gebe ein Gutachten aus dem Jahr 2022 mit einem Wert von € 8 Mio. „Es ist gut und recht, dass Firmen am Wavegrundstück Interesse haben. Aber es gibt keinen Vertrag. Derzeit ist es gar nicht möglich (Anm.: Aufgrund der Sonderflächenwidmung), dass eine Firma das Areal kauft, mietet oder pachtet“, sagt Werlberger. Zudem könne wegen der laufenden Grabungsarbeiten in der Rupert-Hagleitner-Straße, wo das neue Regionalbad geplant ist, niemand sagen, wie lange diese noch dauern. Auch eine Widmung liege bisher nicht vor. Werlberger brachte daraufhin den Antrag ein, die Entscheidung über den Wave-Abriss zu vertagen und zu warten, „bis wir ein gscheites Konzept haben“. 
Die amtsführende Stadträtin Elisabeth Werlberger (Wörgl Bewegen/ÖVP) sei sehr wohl für einen Neubau eines Schwimmbades, sehe aber den geplanten Abriss des bestehenden Bades ebenfalls kritisch: „Es liegt kein stimmiges Gesamtkonzept für ein neues Bad vor. Mit dem geplanten Neubau wäre auch eine zusätzliche Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen verbunden. Jeder m2 Boden, den wir versiegeln, geht unserer Gemeinde unwiederbringlich verloren. Ich halte es für notwendig, Vorverträge und ein klares Konzept für die künftige Verwertung des Areals zu bekommen, bevor wir diesen Schritt setzen“, so Werlberger.

Knappe Abstimmung
Der Antrag, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, wurde mit 10:11 Stimmen abgelehnt. Anschließend stimmte der Gemeinderat mit 12:9 Stimmen für den Wave-Abriss. 90 % der Abbruchkosten (rd. € 900.000,-)
übernehmen die Stadtwerke Wörgl, den Rest von ca. € 100.000,- trägt die Stadt Wörgl. Pikantes Detail: Für die Erichtung des Wave ist nach wie vor eine Kreditlast von rund € 6 Mio. vorhanden.


Der Wörgler Gemeinderat stimmte mit 11:10 gegen eine Absetzung vom Tagesordnungspunkt.