Bei den Bauarbeiten am Unteren Stadtplatz wurden bei Grabearbeiten für die Beleuchtungen die Wurzeln der 100 Jahre alten Linde verletzt. Ein von einem Baumexperten erstelltes Gutachten und ein Belastungstest sollen nun den Zustand des Baumes überprüfen.

Die Bauarbeiten am Unteren Stadtplatz sind voll im Gange. Bei den Grabungen an der 100 Jahre alten Linde fiel Kufsteins Baumexperten Siegfried Eschlböck sofort die unsachgemäße  Arbeit auf. Nach kurzer Rücksprache mit Bürgermeister Mag. Martin Krumschnabel wurde sofort ein Baustopp an dieser Stelle verhängt.
Das erste Gutachten eines Baumsachverständigen schaut gut aus. Obwohl der alte Baum an den Wurzeln verletzt wurde, kann er höchstwahrscheinlich mit der richtigen Behandlung gerettet werden.
Mit einem sogenannten Zugversuch durch eine Spezialfirma wird mithilfe einer Computerauswertung nun auch noch die Statik des Baumes überprüft. Sobald das endgültige Gutachten erstellt ist, wird noch ein Pflegeschnitt an der Linde durchgeführt.

Zwei Bäume entfernt
Entfernt wurden zudem bereits zwei Bäume am Aufgang zur Kirche und der Festung. Diese werden zwar ersetzt, allerdings an einer anderen Stelle. Eschlböck: „Eine Idee wäre, beim neuen Kindergarten in Zell Obstbäume und Beerensträucher zu pflanzen.“
Bgm. Krumschnabel: „Jeder entfernte Baum wird ersetzt. Das gilt auch z. B. für die Bäume im Stadtpark. Am liebsten wäre es mir, wenn wir immer gleich zwei Bäume als Ersatz pflanzen. Der Baumbestand in der Stadt muss auf jeden Fall erhalten bleiben.“

Keine Rettung für Kastanienbaum
Für den zweiten großen Baum am Unteren Stadtplatz kommt hingegen jede Hilfe zu spät. Der Kastanienbaum im Gastgarten des Restaurants Purlepaus wird in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen. Eschlböck: „Er ist noch erhaltensfähig. Er hat aber eine zu weit fortgeschrittene Faulstelle. Es besteht aber keine Gefahr.“

Baumkataster vor der Fertigstellung
Kurz vor der Fertigstellung steht das Baumkataster, das jeden Baum in Kufstein erfasst.
Eschlböck: „1200 Bäume sind darin enthalten. Eine zertifizierte Spezialfirma hat das Kataster erstellt, nun kann der Bestand und Zustand von mir regelmäßig überprüft werden.“

3000 bis 5000 Bäume gefährdet
Mit Besorgnis sieht Eschlböck die falsche Behandlung von Bäumen auf Firmen- und Privatgründen in Kufstein und Umgebung. „Durch falschen Baumschnitt (Kappungen) werden zwischen 3000 und 5000 Bäume nur mehr zu einem Stumpen. Es ist wichtig, dass diese Arbeiten fachgerecht zur richtigen Zeit durchgeführt werden, da sich sonst der Baum davon nicht mehr erholen kann.
Auch fordert Eschlböck von allen Baufirmen die Einhaltung der ÖNorm 1122, die den Schutz der Bäume regelt.

Die 100 Jahre alte Linde (links) kann wohl noch gerettet werden. Für den großen Kastanienbaum (rechts) kommt jede Hilfe zu spät