Um € 1,25 Mio. könnte die Stadt Wörgl die Liegenschaft Bad Eisenstein mit einem 12.000 m2 Grundstück (Badl) kaufen. Im Gegenzug steht der Verkauf der Stadtwohnungen in der Franz Kranewitterstraße um € 1,2 Mio. im Raum.

Bereits im Jahr 2004 lag dem Wörgler Gemeinderat ein Angebot für das Badl vor, das jedoch abgelehnt wurde. Der Kaufpreis lag bei € 750.000,-, ein Gutachten bescheinigte damals einen Verkehrswert von € 371.000,-.
Laut Bgm. Hedi Wechner verkaufte  die Gesellschaft „Home of Balance“ das baufällige Gebäude inkl. 12.000 m2 Grund im Februar dieses Jahres um € 1,- Mio. an die Bad Eisenstein GmbH. Vom Verkäufer sei es legitim, das Areal jetzt um € 1,25 Mio. anzubieten, Wechner stemmt sich jedoch gegen einen Kauf: „Der uns vorliegende Kaufvertragsentwurf und der Kaufvertrag vom Februar sind fast ident. Es ist jedoch jeder einzelne Passus weggelassen worden, der zu Nutzen des Käufers wäre. Und das Erstaunliche ist, dass sich der Kaufpreis für die gleiche Liegenschaft innerhalb von zehn Monaten um € 250.000,- erhöht hat. Was da läuft von einer Mehrheit im Gemeinderat (Anm. Bürgermeisterliste, Team Wörgl, Grüne), ist eine Klientelpolitik sondersgleichen. Es wird hier nicht auf den Vorteil der Stadt Rücksicht genommen, sondern lediglich auf einen Verkäufer.“ Auch Emil Dander (UFW) spricht sich vehement gegen einen Ankauf des Badls aus: „Der Preis wurde über die Widmungen in die Höhe getrieben. Für die Gemeinde ist die Hotelwidmung jedoch völlig irrelevant. Ich sehe den reellen Wert der Liegenschaft. Und der liegt ganz wo anders.“ Auch für die Freiheitliche Liste Wörgl ist ein Kauf um diese Summe nicht denkbar. „Wir kaufen eine Bauruine, es gibt jedoch kein Konzept. Für mich ist das Ganze sehr fragwürdig, der Preis ist total überteuert“, so Mario Wiechenthaler. Für den Grünen GR Alexander Atzl geht es um den Erhat des letzten Naherholungsgebietes in Wörgl: „Es stört mich maßlos, dass dieser Kauf immer vom Gebäudezustand abhängig gemacht wird. Wir kaufen nicht das Haus, sondern 12.000 m2 Grund. Wir wollen mit Einbindung der Bevölkerung ein tolles Projekt entwickeln und dürfen diese Möglichkeit nicht verstreichen lassen.“ Für Vize-Bgm. Andreas Taxacher (Team Wörgl) ist es „sicher die letzte Gelegenheit“, die 12.000 m2 zu erwerben. Weiters findet er den Kaufpreis von ca. € 110/m2 für Bauland nicht zu hoch.
Wenn der Kauf des Badls bzw. der Verkauf der Stadtwohnungen im Gemeinderat beschlossen werden, kündigten Wiechenthaler und Wechner an, eine Aufsichtsbeschwerde einzureichen.

Verkauf von Stadtwohnungen
Im Gegenzug zum Badl-Ankauf sollen die Stadtwohnungen in der Franz Kranewitterstraße verkauft werden. In Wörgl wurde einstimmig beschlossen, dass für diese Wohnungen Angebote eingeholt werden. „Die Liegenschaft ist geschätzt worden und das Angebot liegt über dem Schätzwert. Für die Mieter verändert sich nichts, die Mietverträge bleiben bei einem Verkauf genau so erhalten“, setzt sich GR Alexander Atzl für einen Verkauf ein. Die Alpenländische wäre bereit, die 52 Wohnungen um € 1,2 Mio. zu erwerben. „Wir haben dem Grundsatzbeschluss nicht zugestimmt. Nur unter der Bedingung, dass ein anderes Grundstück gekauft wird, haben wir uns zur Zustimmung zum Verkauf entschlossen“, so Vize-Bgm. Andreas Taxacher. Laut Taxacher würden die Stadtwohnungen in den nächsten Jahrzehnten Kosten verursachen, die weit über den Einnahmen liegen. „Weiters dürfen für die Mieter durch den Verkauf keine Nachteile entstehen. Dies ist durch die jetzige Käuferin sichergestellt“, so Taxacher.
Für Wechner kommt ein Verkauf nicht in Frage: „Es ist immer kolportiert worden, dass die Häuser hochsanierungsbedürftig und ein großer Verlust für die Stadt sind, aber das stimmt nicht. Es besteht kein Bedarf, diese Wohnungen zu verkaufen.“ Die Wohnungen entsprechen laut Wechner nicht den modernsten Anforderungen, sie seien aber gut bewohnbar. Weiters befänden sich € 449.659,- Mietzinsrücklagen (Kranewitterstr. und Schubertstr.) auf einem Konto, wovon die Stadt theoretisch € 200.000,- abschöpfen könnte. Auch wenn der Verkauf im Gemeinderat beschlossen wird, besteht für Wechner kein Bedarf, mit dem Erlös das Badl zu kaufen. Die Bürgermeisterin verweist dabei auf die zahlreichen wichtigen Projekte in Wörgl, die auf ihre Umsetzung warten. Auch die FWL und die UFW sprechen sich ganz klar gegen den Verkauf der Stadtwohnungen aus. Wiechenthaler (FWL) rechnete vor: „Bei einem Verkaufspreis von € 1,2 Mio. für 52 Wohnungen ergibt das einen Wohnungswert von ca. € 24.000,-. Das kann kein Geschäft für die Gemeinde sein.“
Die Bürgermeisterliste wollte auf Anfrage des Kufsteinblick keine Stellungnahme abgeben und verweist auf eine Pressekonferenz zu den Themen in dieser Woche (nach Redaktionsschluss).