Aufgrund des neuen Arbeitszeitgesetzes für Ärzte und dem unerwarteten Abgang von zwei Fachärztinnen und einer Ausbildungsassistentin an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Bezirkskrankenhauses Kufstein ist der 24-Stunden-Betrieb derzeit nicht möglich.

Die Verantwortlichen des BKH Kufstein haben mit einer akuten Personalnot zu kämpfen: „Fakt ist, dass durch das neue Arbeitszeitgesetz vor allem bei kleineren Abteilungen Probleme auftreten, den 24-Stunden-Betrieb zu gewährleisten. Dazu wechseln zwei Fachärztinnen nach Innsbruck, weil sie dort Spezialausbildungen angeboten bekommen. Das ehrt uns und wir haben dafür auch Verständnis, aber es bringt uns arg in Bedrängnis“, erklärt Verbandsobmann Ing. Rudi Puecher die Misere. Im Zuge dessen weist der Ortschef von Brixlegg auch die Vorwürfe zurück, dass die Kinderabteilung in Kufstein geschlossen wird: „Für uns hat es oberste Priorität, den 24-Stunden-Betrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen.“ Dazu benötigt es für die Abteilung  allerdings drei neue Fachärzte, die man mit attraktiven Angeboten nach Kufstein locken will. „War die Abteilung im Jahr 2014 noch überbesetzt, so ist es durch die kurzfristigen Wechsel von zwei Fachärztinnen nicht mehr möglich, den Betrieb über 24-Stunden offen zu halten“, rechtfertigt der ärztliche Direktor Carl Miller die Einschränkungen.

Aufnahmestopp
Derzeit wird in Kufstein die Notfallversorgung aufrecht erhalten, die ambulante Versorgung ist von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr gewährleistet.
Kopfzerbrechen bereiten aber die vielen ambulanten Kinder, die zwar akut erkrankt sind, aber keine Notfälle darstellen: „Wir werden uns darauf konzentrieren, die Kinder der operativen Fachabteilungen sowie die Neugeborenen zu versorgen. In der Nacht und am Wochenende müssen wir uns aber auf die reinen Notfälle beschränken. Diese werden medizinisch versorgt, müssen aber dann an eine Krankenanstalt mit 24-Stunden-Betrieb (Anm. Innsbruck bzw. St. Johann) verlegt werden“, so die stellvertretende Leiterin der Kinderabteilung, OA Dr. Stephanie Lohwasser. Sie appelliert an die Eltern, mit den Kindern zuerst den Haus- bzw. Kinderarzt aufzusuchen und sich dann gegebenenfalls überweisen zu lassen. Für Lohwasser sei dieser Schritt zwar für viele sicher ärgerlich, aber medizinisch vertretbar.
Zurzeit ist man bereits mit dem Krankenhausverband St. Johann in Kontakt, um die Möglichkeit einer Kooperation bzw. Zusammenarbeit in Betracht zu ziehen.

BKH St. Johann bietet Hilfe an
Das Bezirkskrankenhaus St. Johann erklärte in einer Presseaussendung, dass sie  Hilfe anbieten und gerne auch für die kleinen Patienten aus dem Bezirk Kufstein zur Verfügung stehen. „Die beiden Bezirkskrankenhäuser pflegen schon seit Jahren einen Gedankenaustausch über mögliche Formen der Zusammenarbeit. Beim letzten dieser Treffen Mitte März wurde auch die schwierige Situation auf der Kinderabteilung im BKH Kufstein thematisiert“, erklärt Paul Sieberer, Obmann des Krankenhausverbandes für den Bezirk Kitzbühel. „Selbstverständlich sind wir in dieser Akutsituation gerne bereit, zu helfen. Das BKH St. Johann verfügt über eine sehr gut funktionierende Kinderabteilung mit einem hervorragenden und erfahrenen Ärzteteam und kann Kapazitäten in Unterstützung für das BKH Kufstein zur Verfügung stellen.“ Abteilungsleiter Prim. Franz-Martin Fink: „Wir bieten in dieser Situation sehr gerne unsere Unterstützung an. Es können zusätzliche Patienten aus dem Bezirk Kufstein an unserer Kinderabteilung aufgenommen werden, die Kapazität hinsichtlich verfügbarer Betten, Pflegekräfte und Ärzten besteht.“ In St. Johann wird mit rund 30 bis 45 zusätzlichen stationären Fällen pro Monat gerechnet, ein Umfang, der mit der stabilen Personalstruktur von Ärzte- und Pflegeteam der Abteilung zu bewältigen ist.