Wie organisieren Familien ihre Kinderbetreuung? Welche Beweggründe stecken dahinter? Wie wird Kinderbetreuung mit dem Arbeitsleben vereinbart? Diesen Fragen gingen zwei Studenten der Universität Innsbruck auf den Grund.

Im Auftrag der AK Tirol und dem Regionalmanagement der Regionen Kufstein und Umgebung, Untere Schranne und Kaiserwinkl (KUUSK) führten Bernhard Weicht sowie Jutta Torggler vom Institut für Soziologie der Uni Innsbruck diese Studie im Zeitraum März 2016 bis Februar 2017 durch. Ziel des Projektes war es, aktuelle Betreuungssituationen und Engpässe in der Region zu erforschen, vor dem Hintergrund von Individualisierungsprozessen, die moderne Gesellschaften charakterisieren.

Nur acht Prozent Männer
Neben 17 Interviews (16 Mütter, 1 Vater) mit Erziehungsberechtigten aus der Region Kufstein und Umgebung, Untere Schranne sowie Kaiserwinkl folgte eine quantitative Erhebung mittels Fragebogen. „In den Interviews haben wir erfahren, dass die Eltern oft eine sehr unterschiedliche Auffassung von der Kinderbetreuung haben“, so Jutta Torggler. Von den 818 Fragebögen wurden 92 % von Frauen und lediglich 8 % von Männern ausgefüllt. „Wir wollten einen größeren Vergleich herausziehen. Dass nur acht Prozent von Männern ausgefüllt wurden, war enttäuschend“, so Bernhard Weicht.

Ergebnisse
„Kinder sind in der eigenen Familie am besten betreut“ - diese Aussage beantworteten 97 % der Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren mit „Ja“ bzw. „Eher Ja“. Die Aussage „Es ist wichtig, die Kinderbetreuung auf mehr als eine Person aufzuteilen“ wird mit steigendem Alter der Kinder stärker befürwortet. Ablehnung findet diese Aussage am häufigsten für Kinder im Alter bis zu drei Jahren. „Der Besuch einer Kinderbetreuungsstätte ist wichtig für die Entwicklung eines Kindes“ - diese Aussage wird für Kinder bis zu drei Jahren eher abgelehnt, während sie bei älteren Kindern stärkere Zustimmung findet. Die Einstellungen variieren hier nicht nur nach Kindesalter, sondern auch nach Wohnort und Bildungsgrad der Befragten. Die Bedeutung von Kinderbetreuungsstätten für die Entwicklung von Kindern bis zu drei jahren wird in der Stadt Kufstein (34 %) deutlich höher eingeschätzt als in den anderen  Gemeinden (17 %). Die Kinderbetreuung von Kindern bis zu drei Jahren auf mehr als eine Person aufzuteilen, wird von Personen mit niedrigerem Bildungsabschluss deutlich stärker abgelehnt als von Befragten mit höherem Bildungsabschluss. Ein Vergleich der Mittagsbetreuung je nach Wohnort zeigt, dass Betreuungseinrichtungen in der Stadt Kufstein mehr als doppelt so oft genutzt werden, während Großeltern am Land doppelt so oft Kinder über die Mittagszeit betreuen. „Natürlich sind die Eltern die ersten Bezugspersonen. Wir brauchen aber auch am  Land die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren“, so LR Beate Palfrader.