Die Stadt Kufstein hat sich mit Experten zusammengesetzt, um Lösungsansätze zu finden, wie mehr leistbarer Wohnraum in Tirol geschaffen werden kann und welche Stellschrauben und Gestaltungsmöglichkeiten es gibt, um das Wohnungsangebot zu erhöhen.    

Mehr als 120 Interessierte folgten der Einladung zum Wohnbaugipfel am 25. Mai ins Kultur Quartier und waren gespannt auf hochkarätige Vorträge und einen regen Diskussionsaustausch zwischen Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel, Fachexperten, Bauträgern, Architekten und Vertretern der Politik.
Es ging darum, sich über das Thema „Leistbares Wohnen“ auszutauschen und mögliche Lösungen rund um den angespannten Wohnungsmarkt zu finden, aber auch, wie sich Land und Gemeinden besser abstimmen und auf die jeweiligen Bedürfnisse besser eingehen können.
„Mir ist in der Vergangenheit aufgefallen, dass in jedem Wahlkampf leistbares Wohnen in Tirol jedenfalls ein Spitzenthema gewesen ist. Es gibt keine einzige politische Gruppierung, die nicht behauptet hätte, dass sie ausdrücklich dafür ist, dass das Wohnen für die Bevölkerung leistbar werden muss. Umso schlimmer ist aus meiner Sicht, dass dieses Ziel, das uns alle eint, letztlich nicht gut umgesetzt ist. Ich bin davon überzeugt, dass es ein lösbares Problem ist. Ein Bündel an Maßnahmen wäre notwendig, das man gemeinsam schnürt. Ich würde gerne einen Wohnungsmarkt erleben, wo der Mieter und der Käufer einer Wohnung nicht zum Bittsteller wird“, gab Bgm. Krumschnabel bei der Eröffnung die Richtung vor. Nach Vorträgen durften in zwei Podiumsdiskussionen Vertreter der gewerblichen und gemeinnützigen Wohnbauträger ihre Sicht der Dinge darlegen – und berichteten von ihren Wahrnehmungen. Im Anschluss daran befassten sich die Teilnehmer in Workshops mit den aufgeworfenen Themen aus den Statements des Vormittags, die Stadtbaumeisterin Dipl.-Ing. Dr. Elisabeth Bader am Nachmittag zusammenfasste.

Das Ergebnis
So vielfältig die Herausforderungen sind, so wenig gibt es ein Allheilmittel, sondern es braucht ein Bündel von Maßnahmen, die gemeinsam dazu beitragen können, dass Wohnen für die Kufsteiner leistbar bleibt bzw. wird. Lösungsansätze werden nun erarbeitet und sollen in Kürze der Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Der heutige Tag brachte einen äußerst fruchtbaren Austausch zwischen den Expert:innen hervor und die Stadt wird diese Erkenntnisse fest in ihrer Raumordnung verankern. Das gegenseitige Verständnis in der Branche war eine Bereicherung für uns alle und wir ziehen gemeinsam an einem Strang und sehen es als unsere Herausforderung, leistbares und qualitätsvolles Wohnen für die Kufsteiner Bevölkerung anzubieten“, zeigt sich Bgm.  Martin Krumschnabel sehr zufrieden mit dem Austausch und Diskussionsprozess.


Podiumsdiskussion mit den Bauträgern und Behörden.

Bereits im November 2019 wurde im Wörgler Gemeinderat beschlossen, die Umsetzbarkeit einer Fußgängerzone in der Bahnhofstraße zu überprüfen. Nach einem Projektwettbewerb sollte die Umsetzung unter der damaligen Bürgermeisterin Hedi Wechner dann Mitte 2022 beginnen. Gekostet hätte dies ca. € 2 Mio.

Andere Mehrheiten
Nach der Gemeinderatswahl im Februar 2022, dem Rücktritt von Wechner und neuen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat, wurde dieses Projekt adaptiert und anstatt einer Fußgängerzone eine Begegnungszone vom Bahnhof bis zur Fritz-Atzl-Straße samt neuen Stadtplatz forciert. Im heurigen Budget waren dafür rund € 2,2 Mio. eingeplant.

Vergabe beschlossen
Bei der Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag, 25. Mai, lagen jetzt die Angebote samt Beschlussvorschlag auf dem Tisch: Zur Ernüchterung der Gemeinderäte lag das beste Angebot für das Gesamtprojekt (Fröschl AG & Co. KG) bei € 4.068.850,- (brutto). Die gestiegenen Kosten für den Generalunternehmer erklärt das Wiener Landschaftsarchitekturbüro EGKK mit Preissteigerungen in der Branche.
Die Mehrkosten sollen mit einem Zuschuss vom Land Tirol (€ 500.000,-), einer Förderung vom Kommunalen Investitionsprogramm (€ 748.000,-) sowie einer Umschichtung im Budget (€ 344.000,- vom Projekt Nordtangente) abgedeckt werden. „Wenn uns dieses Projekt über € 4 Mio. kostet und das Resultat dann nicht die von uns gewünschte Fußgängerzone ist, sondern nur eine Begegnungszone, dann sehe ich das nicht mehr so entspannt“, verweigert StR. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) die Zustimmung. Auch die Wörgler Grünen hätten sich eine Fußgängerzone gewünscht: „Aber immer noch besser eine Begegnungszone, als gar nichts“, stimmte GR Iris Kahn dafür.
Die Vergabe des Gesamtprojektes wurde schlussendlich mit 18:2 Stimmen (Gegenstimmen  Liste Hedi Wechner) und einer Enthaltung (FWL) beschlossen.


Der nördliche Teil der Bahnhofstraße wird zur Begegnungszone. Lt. Bgm. Michael Riedhart könnte mit der Planung des nächsten Abschnittes ungefähr in einem Jahr begonnen werden.
(Rendering: Schreiner, Kastler - Büro f. Kommunikation GmbH)

Im Pflegebereich fehlt es schon jahrelang an Personal, daher  können im Bezirk Kufstein aktuell z. B. viele (eigentlich freie) Betten in Alten- und Pflegeheimen nicht vergeben werden. Dazu wird auch im Pflegebereich der demografische Wandel ein großes Thema: „Wir wissen, dass in den nächsten zehn Jahren ca. 40 % aller, die in der Pflege arbeiten, in Pension gehen werden und dass die Leute älter werden. Wir müssen schauen, wie wir dies zukünftig noch bewerkstelligen können“, erklärt LR Cornelia Hagele.

Strukturplan Pflege
Unter dem Motto „Pflege neu denken“ wurde vergangenen Freitag, 26. Mai, der Strukturplan Pflege für die Jahre 2023 bis 2033 präsentiert. Dieser umfasst die aktuelle Personal- und Versorgungssituation im Bezirk Kufstein sowie vorgesehene Bedarfsanpassungen und alternative Versorgungsmöglichkeiten wie Betreutes Wohnen und die Tagespflege. Der Strukturplan Pflege bietet eine Entscheidungsgrundlage für die weiteren Maßnahmen im Bereich Pflege, an denen gemeinsam mit den Planungsverbänden in den kommenden Jahren gearbeitet wird. Aktuell betreuen rund 785 Pflege- und Betreuungskräfte im Bezirk Kufstein rund 2.780 Menschen stationär und mobil in den 15 Alten- und Pflegeheimen sowie in zehn weiteren Pflege- und Betreuungsorganisationen. „Die demografische Entwicklung ist der Schlüssel zur Behandlung bzw. vielleicht auch Lösung des Problems. Daraus resultiert auch der Plan für die Zukunft“, erklärt Bgm. Martin Krumschnabel (Obmann PV Kufstein und Umgebung).
„Es gilt, künftig die Personalsituation bei der Bedarfsplanung zu berücksichtigen und innovative und alternative Wohnformen zu forcieren“, so die Vorständin der Abteilung Pflege vom Land Tirol, Kathrin Eberle.
In der stationären Pflege – also dauerhafte oder kurzzeitige Plätze in Alten- und Pflegeheimen – stehen derzeit 905 Langzeit- und Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung, während die Tagespflege vor Ort aktuell 62 Plätze und das Betreute Wohnen 75 Plätze umfasst. Deshalb soll vor allem der Bereich der teilstationären Pflege ausgebaut werden: In der Tagespflege sollen weitere 104 Plätze sowie 140 weitere Plätze für das Betreute Wohnen geschaffen werden. Insgesamt sollen damit 244 neue Plätze für die flexiblen Betreuungsmöglichkeiten bis 2033 umgesetzt werden. In Anbetracht der Entwicklung der Altersstruktur in den kommenden Jahren ist für Hagele klar, dass vor allem Angebote alternativer Versorgungsmöglichkeiten in den Tiroler Gemeinden in Zukunft weiter ausgebaut werden müssen. Mit besseren Rahmenbedingungen (u. a. Kinderbetreuung, Dienstplansicherheit) sieht die Landesrätin auch viel Potential darin, das Beschäftigungsausmaß vom bestehenden Personal zu steigern.

Ausbildung
Am Pflegecampus Kufstein absolvieren derzeit 36 Studenten das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege sowie 32 Schüler die Pflegefachassistenz- und 24 die Pflegeassistenz-Ausbildung. Anfang 2018 waren im Bezirk Kufstein noch 113 Personen in der Diplomausbildung, weitere 27 absolvierten die Pflegeassistenz-Ausbildung. „Künftig muss es uns gelingen, die positiven Seiten des Pflegeberufs wieder verstärkt vor den Vorhang zu holen, um die Pflegeausbildung zu stärken und mehr junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern“, betont Hagele.


Präsentierten den Strukturplan Pflege: V. l. BH Christoph Platzgummer, LR Cornelia Hagele, Kufsteins Bgm. Martin Krumschnabel sowie Kathrin Eberle (Vorständin Abt. Pflege)

Am 4. April erging ein Schreiben an alle Gemeinden, in dem es darum ging, Gemeinderäte zu finden, die ehrenamtlich als Europagemeinderäte tätig werden wollen. Auch Kufsteins Stadtrat Lukas Blunder und Gemeinderat Clemens Stoll (beide Ex-MFG) interessierten sich für diese Arbeit, benötigten dafür neben der eigenen Unterschrift auch die Unterschrift des Bürgermeisters. „Der Bürgermeister verweigerte die Unterschrift ohne Begründung und dem Kommentar dass er keinen Bedarf sehe. Diese Aussage ist bemerkenswert, insbesondere da er uns wiederholt wegen unserer vermeintlichen ,Untätigkeit` kritisiert und nun selbst diese wichtige, ehrenamtliche Tätigkeit verhindert“, so Blunder in einer Aussendung. Blunder sieht sich selbst als Europäer, jedoch auch als Kritiker der EU. „Die Entscheidung des Bürgermeisters ist ein weiterer Akt gegen die eigene Bevölkerung, die nun ohne Europagemeinderäte auskommen muss“, schließt Blunder.

Außenvertretung
Das sieht Bgm. Martin Krumschnabel anders: „Es wird auch für Kufstein Europagemeinderäte geben, aber es ist für mich nicht vorstellbar, dass gerade zwei Mandatare der MFG die ersten Ansprechpartner in unserer Stadt zu EU-Fragen werden sollen. Nachdem es meine Unterschrift dazu braucht, sehe ich das ähnlich wie bei der Bestellung von Referenten, die auch im Namen der Gemeinde für ihr Ressort auftreten können. Ich habe auch hier nur Personen zu Referenten bestellt, denen ich die Außenvertretung der Stadt zutraue. Das ist bei den genannten Personen nicht der Fall, weshalb von mir auch andere Personen bestellt werden.“


Bgm. Martin Krumschnabel (Parteifreie)


Stadtrat Lukas Blunder (Ex-MFG)

Alle drei Jahre schreiben das Land Tirol und die Energieagentur Tirol gemeinsam den Tiroler Sanierungspreis aus. Wohnbaulandesrat LH-Stv. Georg Dornauer und Energielandesrat LH-Stv. Josef Geisler rufen dabei erneut alle Tiroler dazu auf, hervorragende Sanierungsleistungen, die energietechnische und architektonische Qualität verbinden, zur Auszeichnung einzureichen. Der Tiroler Sanierungspreis wird in vier verschiedenen Kategorien (Wohnbauten, öffentliche Bauten, gewerbliche Bauten, landwirtschaftliche Gebäude) vergeben und ist mit einem Preisgeld von insgesamt € 7.500,- dotiert.
Einreichschluss ist am 28. Juli, im Herbst wählt die Jury aus den eingereichten Projekten eine Auswahl potenzieller Preisträgerobjekte aus, anschließend erfolgt die Besichtigung und Nominierung der Objekte. Voraussichtlich im Februar 2024 werden die Siegerprojekte im Zuge einer Auszeichnungsveranstaltung bekannt gegeben. Maßgebliche Kriterien für die Beurteilung sind Ökologie und Energieeffizienz, architektonische Qualität, Einsatz erneuerbarer Energieträger sowie die Weiterentwicklung des bestehenden Gebäudes. „Wir müssen es schaffen, weniger Energie zu verbrauchen. Es gibt genug Gebäude, die über 80 % Energie einsparen“, freut sich Geisler über insgesamt 435 Einreichungen bei den bisher durchgeführten Ausschreibungen zwischen 2009 und 2021.

VS Brixlegg ausgezeichnet
Die Volksschule Brixlegg wurde 2021 neben drei weiteren Projekten mit dem Sanierungspreis ausgezeichnet. Energietechnisch zeigt sich die Volksschule dank hochwertiger Dämmstandards, dem Einsatz ökologischer Materialien im Innenraum und dem Einbau einer Komfortlüftung auf höchstem Niveau. Das Konzept wird durch eine Pelletsanlage und eine PV-Anlage komplettiert. „Die Sanierung unserer Volksschule, das als Siegerprojekt aus einem Architektur-Wettbewerb hervorgegangen ist, hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Diese gute Lösung ist zudem auch energietechnisch auf dem letzten Stand, was für uns sehr wichtig ist“, so Brixleggs Bgm. Rudolf Puecher.
Neben dem Tiroler Sanierungspreis erhielt die Volksschule Brixlegg auch den „Ethouse Award 2022“ in der Kategorie „Öffentliche Bauten“.
Aus dem Bezirk Kufstein erhielt im Jahr 2021 auch der Hof Lueg in Alpbach eine Anerkennung (Kategorie Wohnbau).
Weitere Infos zum Tiroler Sanierungspreis und Teilnahmeformular unter www.energieagentur.tirol/sanierungspreis


V. l.: DI Bruno Oberhuber (GF Energieagentur Tirol), Ing. Rudolf Puecher (Bgm. Brixlegg), LH-Stv. Josef Geisler (Energielandesrat) sowie LH-Stv. Dr. Georg Dornauer (Wohnbaulandesrat)